Explosive Moderne: Eine scharfsinnige Analyse unserer emotionsgeladenen Gegenwart (German Edition)
Eva Illouzamazon.com
Explosive Moderne: Eine scharfsinnige Analyse unserer emotionsgeladenen Gegenwart (German Edition)
Wenn wir aber eines mit Sicherheit wissen, dann dies: Die überwältigende Mehrheit aller Hoffnungen und Träume geht nie in Erfüllung. Und schuld daran ist in den meisten Fällen eben nicht die Person, die hofft und träumt.
Diese Art maßvoller Hoffnung strukturiert das Handeln in modernen Gesellschaften unsichtbar von innen heraus.
Die zweite Form, in der Neid das Ideal der Gleichheit unterminieren kann, richtet sich gegen Minderheiten, die durch gezielte Förderungsmaßnahmen von Demokratisierungsprozessen profitiert haben.
Diese vierte Art von Furcht und die Entscheidungen, die in der Pandemie mit ihr verbunden waren, verdanken sich, mit dem Philosophen und Soziologen François Ewald gesprochen, dem Einfluss einer Vorsorgementalität, die in Begriffen des Risikos und seiner Vorwegnahme denkt. Sie gründet in einer kulturelle Stimmung, die von der Ungewissheit über den K
... See moreAuf welche Weise hat sich die Moderne – ein vager und komplexer Begriff – in unserem Gefühlsleben entfaltet? Das ist die übergreifende Frage meines Buches.
Das bedeutet erstens: Die bellizistische Furcht erzeugt eine ständige Bereitschaft zur Selbstverteidigung im militärischen Modus oder verlangt sogar, den Feind anzugreifen.73 In entgegengesetzter Weise wirkt die pastorale Furcht. Wie der Virus selbst trennt sie nicht zwischen Feinden und Freunden, weil sie potenziell jeden unterschiedslos erfasst.
... See moreDie Literatur zeigt, dass das soziale und das moralische Leben der Gefühle sich nicht decken.
Wie ich im ersten Kapitel zeigen werde, ist Hoffnung die konstitutive Kategorie des modernen Individuums. Sie ist mit Enttäuschung, Neid, Zorn, Ressentiment, Furcht und Nostalgie vermischt, eine Kombination, die die besondere Beschaffenheit des modernen emotionalen Unbehagens ausmacht.
Der Zorn beraubt Kohlhaas genau dessen, was literarische Figuren und menschliche Lebewesen am interessantesten macht: der Fähigkeit, auf sich selbst zu reflektieren, die Grundsätze ihres Tuns in Zweifel zu ziehen, zu zögern und abzuwägen – und sich zu ändern.