
Saved by Daniel Wentsch
Der Große Sommer
Saved by Daniel Wentsch
Die weißen Brösel lagen überall auf meinem Mathebuch. Ich fing gerade mit Funktionen an. Leider kapierte ich nicht, wie die Funktionen funktionierten. Oder was sie für eine Funktion hatten. Papa hatte mal tröstend zu mir gesagt, dass er in Mathe ja auch schlecht gewesen sei.
Schön, in einer Sommernacht durch so einen Duft zu fahren. Weil es so ein plötzliches Gefühl von Jetzt war. Jetzt war Sommer. Er würde vorbeigehen, aber jetzt war Sommer.
Vielleicht waren das hier die einzigen Stunden mit Beate, die es je geben würde. Aber selbst dann war eines schon klar: Es hatte sich bereits gelohnt. Das ganze Leben. Das war mein Gefühl. Es hatte sich bereits gelohnt.
Aber wenn du Lust hast, gehen wir eine Runde spazieren. Das Wetter ist so super. Wartest du unten? Ich bin gleich fertig.«
Ich nickte. Ich hätte zehn Minuten lang nicken können, so einverstanden war ich.
Auf meiner Seite roch es unter der Kuppel der Linden, die über den Zaun des Friedhofs wuchsen, durchsichtig süß. Und von den Kastanien am Straßenrand mischte sich ein Hauch vom Herbst hinein. Dass in allem Anfang immer schon ein Ende lag! Aber dieser dunkelgrün-bittere Geruch der Kastanienblätter machte die helle Süße der Lindenblüten noch intensiv
... See moreIch konnte mir nicht vorstellen, dass ich irgendwann das Leben nicht mehr ein wenig wie ein Spiel ansehen wollte. Nicht mehr neugierig sein würde. Keine ersten Male mehr erleben würde.
Es war ja nicht so, als könnte ich die Schule nicht leiden. Ich ging sogar ganz gerne hin. Wegen der Leute. Was also gewissermaßen erklärte, wofür ich nicht hinging. Mir war nicht klar, wie Alma das machte oder Johann. Ich hatte einfach immer so viele Geschichten und Bilder und Vorstellungen und Träume im Kopf, dass zwischen Brasilien und nun auch
... See moreFür einen Augenblick war es still zwischen uns. Schweigen war mit anderen immer schwierig. Mit Johann und mit Alma ging das ohne diese Spannung, die immer stärker wird und einem irgendwann den Mund aufzieht und Worte herauskommen lässt, die man gar nicht sagen will.
Ich sah nach draußen. Die Mauersegler. Das Morgenlicht in den langen Blättern der Weiden am Fluss. Das Blau Blau Blau. Warum hörte die Schönheit der Welt am Fensterbrett auf? Dort draußen war alles. Hier drin war gar nichts.