Hingabe: Versuch über die Verschwendung (zu Klampen Essays) (German Edition)
Martin Schereramazon.com
Hingabe: Versuch über die Verschwendung (zu Klampen Essays) (German Edition)
Hingabe heißt also Ich will lieben statt Ich will geliebt werden. Sie verweigert sich nicht der Erwiderung, ist aber auf sie nicht angewiesen.
Vor der Intimität steht keine Entscheidung, man beschließt nicht etwa, in sie einzutreten. Eher wäre es als eine Bewegung des Gleitens oder Kippens zu verstehen; diese Sphäre eröffnet sich ereignishaft, so dass zwei sich darin mit einem Mal wieder vorfinden, nachdem sie aus der Ordnung der Dinge herausgefallen sind.
Alles Intime verweigert sich der Ordnung und der
Das Wort wurzelt im Althochdeutschen, wo firswenden oder firswenten so viel wie verschwinden machen bedeutet. Ressourcen werden entweder übermäßig verbraucht oder ineffizient genutzt; die Kasse stimmt nicht mehr. Auf brauchen und Verzehren verhalten sich konträr zur Akkumulation, dem Vermehren von Besitz.
»Die Liebe bleibt auf Fragen ohne Antwort, weil ihr Rechtfertigung so fremd ist wie Aufmerksamkeit für sich selbst.«
Im Kontext ästhetischer Erfahrung gilt die Zuschreibung dem Kleinkünstler, Kopisten oder Kitschier; im handwerklich-technischen Metier hieße der Dilettant wohl Pfuscher. Seine Betriebsformel könnte schlicht Versagen minus Scham lauten.
»Die Neurose verleugnet die Realität nicht, sie will nur nichts von ihr wissen; die Psychose verleugnet sie und sucht sie zu ersetzen.«
Der erfüllte Augenblick steigert sich zur Emphase einer vollkommenen Gleichzeitigkeit mit dem Ganzen, einem ewigen Jetzt. In diesem schwebenden Zustand gibt es keine Spannung mehr, weil kein Gegenrhythmus das Zeitmaß der Hingabe relativiert. Damit löst sie den Widerspruch von Augenblick und Beständigkeit gänzlich auf.